Samstag, 3. Juli 2010
Mrs Palmer und das Licht & Skomer Island
Mittlerweile hab ich auch schon mitgekriegt, dass die Schulleiterin nicht die am meisten geliebte Person im Kollegium ist. Oft schiebt sie das Personal kurzfristig rum (es macht mir nix aus, wenn sie mich in eine andere Klasse packt, weil ich dann andere Lehrer und Kinder sehe, aber Lehrerinnen beschweren sich auch schonmal, dass sie Zeit mit ihrer eigenen Klasse verbringen möchten oder sie knapp Hilfe haben), und sie ist wirklich sehr bossy. Was mich am meisten nervt, ist, wenn sie in den staff room kommt und das Licht aus macht. Sie macht eigentlich immer das Licht aus, auch, wenn es ohne Licht zu dunkel wird. Der Raum ist jetzt echt nicht durchflutet mit Licht (2 Fenster), aber sie macht es jedes mal aus. Letztens kam sie sogar in Klasse 2 und hat das Licht ausgemacht. Echt ey. Der Beamer läuft den ganzen Tag, das ist okay, aber das Licht muss man aus machen. Soll sie doch einfach Energiesparlampen einbauen lassen, falls sie das noch nicht haben.

Mein Tag heute war ganz gut. Matheunterricht hat gut geklappt, auch, wenn einige Kinder schwer zu motivieren waren. Ich hab ihnen erst Euros gezeigt und am Whiteboard kamen dann abenteuerliche Zeichen für € raus, so z.B. $ oder £, bis Tye, der letztes Jahr aus Spanien hierher gezogen ist, endlich das richtige Zeichen anschrieb. Das war aber eher Spielerei bzw. Einführung ins Thema, weil wir in meiner letzten Mathestunde darüber gesprochen haben, dass und welche Währung wir in Deutschland benutzen. Hauptsächlich ging die Mathestunde darum, Kassenbons zu lesen und Preise zu addieren. Ich hatte für die schwachen Kinder schon extra nur 20p, 50p etc. aufgeschrieben, während alle anderen Beträge wie £1.20, £2.50 etc. hatten. Die ganz schlauen hatten einen schönen Mix aus 59p, £1.33 etc., den Zettel haben aber nur zwei Kinder bekommen. Einer hatte alles richtig. Einige schwachen Kinder haben nichtmal 50p + 10p alleine hinbekommen. Von dem schwächsten Kind der Klasse, was sitzen bleiben müsste, würde es sowas in der Schule noch geben, fühlte es sich so an als erwarte sie regelrecht, dass man neben ihr sitzt und die ganze Stunde den Zettel mit ihr rechnet. Als ich zu ihr kam waren bestimmt schon 20min vergangen und alles, was auf ihrem Zettel stand, war ihr Name. Sie hatte nicht einmal das Datum aufgeschrieben. Leider wollten aber auch andere Kinder betreut werden...
Die Briefe an die deutsche Klasse sind alle fertig geworden, nur zwei Kinder fehlten heute bzw. in den letzten 3 Tagen, so dass der Briefumschlag halt noch nicht ganz fertig ist. Hat mich aber auch schön wieder den ganzen restlichen Tag gekostet. Die arme Miss Teague musste in den letzten Tagen durch alle Kinder lesen und nebenbei auch noch Arbeitsblätter markieren und unterrichten. Ich hab überlegt ihr ein paar Leser abzunehmen, aber die Gruppen waren doch recht betreuungsintensiv.

Es regnet schon den ganzen Tag durch, die Kinder blieben in allen Pausen drinnen. Ich muss gleich in diesem unschönen Fieselwetter runter nach Pembroke laufen und Helena und Miriam vom Bus abholen, da sie heute bei mir schlafen und wir morgen in aller Frühe nach Skomer Island aufbrechen werden.


Regen

Im strömenden Regen hab ich also Helena und Miriam in Pembroke abgeholt. Wir waren alle gut durchnässt, als wir bei mir ankamen. Ich hatte noch n paar Dinge zu erledigen – Wäsche aufhängen, nach Bettdecken fragen etc., so dass ich erst später auf die Pyjama Party in meinem Zimmer stieß.
Wir stellten den Wecker auf 5:45 Uhr (und das an meinem freien Tag!) und gingen zeitig schlafen.
Wir konnten in meinem Zimmer frühstücken, ich hatte uns alles notwendige nach oben getragen, da ich davon ausging, dass das Haupthaus um 6 Uhr morgens noch nicht aufgeschlossen ist. Wir liefen abermals runter nach Pembroke, um den Bus nach Haverfordwest zu nehmen, da wir da Anschluss an den Puffin Shuttle nach Martin's Haven hatten, von wo aus die Fähre nach Skomer Island fährt. Leider wurde Helena im Bus so schlecht, dass sie aussteigen wollte und so verließen wir den Bus in Dale, keine Ahnung wo wir waren und wie weit es noch bis zur Fähre ist geschweige denn wie wir dahin kommen. Der Puffin Shuttle fährt nur 3x am Tag, einmal morgens, mittags, abends, aber die Fähre nach Skomer fährt nur 3x am Tag morgens (10am, 11am, 12noon). Wir hätten um 10:05 mit dem Bus ankommen sollen, aber nun standen wir gegen 9:30 in Dale. Wir fragten uns durch uns erfuhren, dass es zu Fuß irgendwas zwischen 1 Stunde und 2 ½ Stunden sein müsste. Helena rief bei der Fähre an und fragte, ob noch Plätze auf der Fähre um 12noon verfügbar wären, denn im Sommer wirds auch ganz schnell voll und es werden pro Tag nicht mehr als 200 Touristen auf die Insel gefahren. Es waren noch nicht viele Fahrgäste da, weswegen wir uns um halb 11 auf den Weg machten, ungewiss wann wir ankommen würden. Mit dem Weg hatten wir aber Glück: Es war der Coastal Footpath, der mal wieder auf den Klippen entlang führte. Das Wetter war herrlich warm und klar, so dass wir wunderschöne Ausblicke die Küste entlang, aufs Meer und die Inseln hatten.


Wir kürzten über Felder voller Schafe und Kühe ab.


Bei Dale trafen wir auf ungewöhnlich gerade Strecken Asphalt. Ich schätze Landebahnen aus dem Krieg.


Viel höhere Wellen als hier (Tenby/Saundersfoot).

Unser Fußmarsch dauerte ca. 2 Stunden und wir verpassten 12noon. Wir wussten aber, dass um 13 Uhr der Skomer Cruise fährt, eine einstündige Bootsfahrt um die Vögel und andere Tiere zu bestaunen, die dort so wohnen, man konnte aber nicht mehr auf die Insel rauf, da der Skomer Cruise nicht anlegt. Wir wollten aber eh hauptsächlich wegen der ungewöhnlichen Belagerung von Vögeln zur Insel, und sie sahen wir auch vom Skomer Cruise, den wir dann ersatzweise nahmen. Wir sahen Puffins (Papageientaucher), guillemots (Trottellumme), Möwen und noch zwei andere Vogelarten deren Namen ich nicht mehr weiß. Eine sah den guillemots ähnlich, die andere gehörte zur Familie der Albatrosse. Außerdem sahen wir auch porpoise! Kleine Delphine (Schweinswale)! Das war echt cool.


Martin's Head, die Bucht, aus der das Schiff abfuhr. Wir sind mit dem kleinen blauen da rumgecruised. Hat ganz schön geschaukelt!


Ein Puffin! War ziemlich schwer zu fotografieren, weil die Viecher klein sind, sich bewegen und noch dazu das Boot ständig schaukelte. Daher ist das Bild nicht wirklich scharf.

Dummerweise verpassten wir den Bus zurück nach Haverfordwest, aber der Busfahrer war sehr nett und versuchte alles für uns, einen Anschlussbus zu bekommen. Wir erwischten in Broad Haven einen Bus nach Haverfordwest und von dort wieder den Bus nach Pembroke. Helena und Miriam blieben eine zweite Nacht bei mir.
Erschöpft kamen wir auf der Farm an und Sue machte uns sogar noch Essen. Den Abend gabs trotz Müdigkeit nen Adrenalinkick: Miriam entdeckte in meinem Bad die Riesenspinne wieder! Dieses große, schwarze und schnelle Monster. Das saß einfach so nahe der Tür. Miriam schrie und wir standen drumherum und beobachteten das Tier, damit es nicht entwischt, und überlegten, was wir anstellen können. Besser gesagt habe ich versucht überlegt zu handeln, während Helena sich vom Bad fern hielt und Miriam kreischend im Bad stand. Ich lief rüber ins Haus mit dem Ziel entweder Eric oder nen Staubsauger zu holen. Eric war nicht da, Sue ist eingeschlafen und nicht aufgewacht und der Staubsauger hatte vorne dieses breite Teil dran, was nicht so aussah als könne man es abnehmen. Der wäre also keine gute Hilfe gewesen, da die Spinne in der Ecke saß und außerdem schnell war, wenn wir also mit dem Staubsauger gekommen wären wär sie uns glaub ich schon entwischt. Durch ganz viel Glück traf ich Lizzie und ihre Tochter, als ich wieder zurück in mein Haus gehen wollte. Lizzie war so mutig und hat versucht die Spinne mit ner Tasse und ner Postkarte zu fangen. Die Spinne war so schnell, dass Lizzie mehrere Versuche brauchte, aber sie am Ende fangen konnte und raus brachte. Ich war so glücklich, dass jemand da war, der das für uns erledigt hat. Und ich hoffe inständig, dass ich so ein Tier nie, nie wieder in meinem Zimmer oder Bad entdecke! Das ist mir doch ne Nummer zu groß.

Da dieses Wochenende das Pembroke Festival läuft und es verschiedene Aktivitäten rund um die Stadt gibt, sind wir heute Morgen schon runter in die Stadt und haben uns dem historic walk angeschlossen, in dem es hauptsächlich um die Belagerung Pembrokes während des Bürgerkriegs 1648 ging. Das war echt interessant, denn wir liefen an Orten vorbei, wo man noch was vom alten Pembroke entdeckten konnte.
Wir hingen die Zeit bis zum Fußballspiel in der Stadt rum und fanden uns dann in einem Pub ein, um zu sehen, wie Deutschland Argentinien 4:0 geschlagen hat.
Danach brachte ich die beiden Mädels zum Bus und fuhr nach Hause. Ist ganz schön anstrengend so 48 Stunden zu dritt. Bin ganz froh, erstmal wieder meine Ruhe zu haben. Nix gegen die beiden, aber zu dritt ist man ja selten allein und irgendwer redet oder singt immer. Ist halt einfach anstrengend und wenig Schlaf gabs auch. Deswegen heißts morgen ausschlafen, sowie Unterricht vorbereiten und Unterrichtspläne fertig machen. Jippie.

Klein Sophie (13 J.) hält gerade das Haus wach. Sie war den ganzen Tag in Pembroke, wir haben sie öfters getroffen. Nun rief ihr Freund hier an und sagte sie sei betrunken, ob Sue sie abholen könne. Sophie wollte allerdings nicht ins Auto einsteigen, also kam Sue ohne sie zurück. Man hat sie nun auf der Straße liegend gefunden, der Krankenwagen hat sie aufgesammelt und fährt sie gerade ins Krankenhaus. Sue vermutet, dass auch Drogen im Spiel sind.

P.S.: Eric regt sich gerade darüber auf, dass die Mädels nicht zu kontrollieren sind. Amy und ihre Freundin sind gerad eim Dunkeln losgelaufen, nachdem sie erfahren haben, dass Sophie nicht nach Hause kommt. Sie laufen jetzt alleine und ohne Erlaubnis oder Bescheid zu sagen durch den dunklen Wald. Dan hat sie gesehen und Sue ist ins Auto gesprungen, um sie zu suchen. Aber sie kam alleine zurück.
Sue hat Sophies Freund angerufen und der sagt, Sophie hatte ganz sicher nur Cider, nix anderes. Er meint es sei 1/3 Flasche Cider gewesen, aber wir glauben nicht, dass sie so sehr davon kollabieren würde.

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