Freitag, 11. Juni 2010
So viel trouble
Gestern durchfuhr mich ein Schock: Als ich unter die Dusche gehen wollte, entdeckte ich in der einen Ecke im Bad eine Spinne. Ich rede nicht von einer normalen Hausspinne. Ich rede von einem super fetten schwarzen Monster!! Das Viech war wirklich fast so groß wie meine Handfläche. Ich starrte es einige Sekunden aus sicherer Entfernung an, es guckte zurück, und da es im letzten Winkel meines Wohnbereiches und ich kurz davor war duschen zu gehen entschied ich, dass es sterben müsste. Schon alleine der Gedanke daran, dass ich mit dem Tier in Kontakt geraten könnte, ließ mich erschauern. Ich überlegte also, wie ich es ohne ihm zu nahe zu kommen töten könnte und ließ das Monster dabei nicht aus den Augen. Ich entschied mich Zeitung zu benutzen, sie zu einem Stab zu rollen und auf das Tier einzudreschen. Zum Glück hatte ich noch die uralte Zeitung aus London auf meinem Tisch liegen (wegen dem noch unvollständigen Sudoku) und ich wendete mich nur wenige Sekunden von dem fetten schwarzen Etwas ab. Als ich zurück ins Bad kam war es weg. Es konnte überall sein und war im Halbdunkeln auf dem braunen Teppichboden auch nicht einfach auszumachen, obwohl es so fett war. Ich durchsuchte jeden Zentimeter des Teppichbodens, bis mir einfiel, dass Spinnen auch Wände hoch laufen können. Aber auch an der Wand oder der Decke war es nicht. Ich hatte ein bisschen Panik, dass es mir aus dem Bad heraus gefolgt sein könnte, aber hielt das doch für relativ unwahrscheinlich, da es dann quer durchs Bad hätte laufen müssen. So intelligent schätze ich es dann doch nicht ein. Die wahrscheinlichste Möglichkeit war, dass es durch das Loch entkommen ist, das noch neben der Dusche klafft, da die Fliesen nicht komplett zu sind. Es durfte auf keinen Fall zurück kommen. Ich steckte zögerlich Zeitungspapier in die Ecke, aus dem es höchstwahrscheinlich erschienen und verschwunden war und deckte auch alle anderen fliesenfreien Stellen ab. Zwischen Teppich und Wand steckt nun Zeitung. Ich halte die Badezimmertür nun immer geschlossen, damit das Tier nicht in mein Zimmer krabbeln kann, aber ich bezweifle, dass es überhaupt wieder erscheinen kann. Ich hab das Zeitungspapier so fest da rein gestopft, dass es für ein Tier von dieser Größe unmöglich sein sollte, durchzukommen. Ich hoffe es zumindest.
Jedes Mal, wenn ich ins Bad will, male ich mir aus, wie die Spinnen es übernommen haben und über mich herfallen, sobald ich die Tür öffne. Doch bisher konnte ich nichts erspähen, auch keinen schwarzen Klumpen in der besagten Ecke, wo ich alle paar Sekunden hinschaue, um die Gefahr zu checken. Fingers crossed, dass es so bleibt!

Als ich heute morgen aufwachte sah ich blauen Himmel über mir und es ist auch wieder wärmer geworden. Ich fuhr brav mit den Fahrrad zur Schule, zu meinem letzten Schultag vor meinem Wochenende. Am Vormittag ließ ich mir vorlesen während Lauren Mathe unterrichtete und Miss Teague mal wieder irgendwo hin gegangen war. In letzter Zeit sind wir zwei Studentinnen öfters alleine mit der Klasse, manchmal ganze Stunden. Ruth ist nicht so viel in Klasse 2, wahrscheinlich weil Lauren und ich eh da sind und Ruth dann in einer anderen Klasse helfen kann.
Außerdem zeigten wir der 1. Klasse noch ein Sportspiel, das am sports day gespielt wird und dann war auch schon Lunchtime.
Nach dem Lunch (oder dinner oder wie man hier auch immer dazu sagt) ging ich zur Klasse 6, der letzten Klasse, die ich mir noch nicht angeguckt hatte. Die Lehrerin machte ehrlich gesagt einen sehr, sehr guten Eindruck. Sie stellte mich angemessen vor, wir quatschten viel über die Klasse, die Schule, Schulen in Deutschland und sie zeigte mir, an was sie gerade arbeiten und was sie im letzten Term alles gelernt haben. So liest die Klasse z.B. einen Ausschnitt aus Shakespeares Midsummer Night's Dream (es gibt Bücher entsprechend der Altersklasse, es gibt außerdem ein Comic mit mehreren Shakespeare Stücken für deren Alter) und hat über den ganzen Term ein Filmprojekt. Die SchülerInnen haben Knetfiguten erstellt, sowie einen Schauplatz und Storyboards gemalt. Nun sind sie dabei, sich Dialoge zu überlegen und werden dann die Story Foto für Foto aufnehmen und so einen Film entstehen lassen. Heute Nachmittag haben die Kinder daran weiter gearbeitet, Charaktere fertiggestellt und Karton angemalt. Es braucht natürlich seine Zeit, aber ich finde, es ist ein richtig gutes Projekt. Und noch dazu sind da so viele Fertigkeiten integriert. Die Kinder waren sehr offen und einige erzählten mir ein wenig über ihre Projekt (Gruppenarbeit) oder erzählten, dass irgendwelche Verwandten von ihnen in Deutschland leben oder sie zum Ski fahren in Österreich waren. Die Lehrerin hat gefragt, wer ein deutsches Wort weiß, das einzige was rauskam war „Dankeschön“. Sie begrüßten mich dennoch mit „Guten Tag“ und „Auf Wiedersehen“, was die Lehrerin selber sagen konnte, da sie deutsch im Abi hatte.

Heute Abend hab ich Sue begleitet Sophie abzuholen. Das war schockierender als ich dachte. Ich war schonmal mitgefahren um Sophie und Amy von ihrer Mutter abzuholen und hatte das Ghetto kennen gelernt. Heute waren aber mehr Halbwüchsige in der Gegend, die am Auto hingen, nach Süßigkeiten fragten oder reiten wollten und sich einfach ins Auto setzten. Sophie wollte bei ihrer Freundin übernachten, durfte aber heute nicht (sie macht nen Kurs mit den Pferden auf der Farm und muss morgen früh aufstehen). Sie und ihr Freund kamen dann am Ende mal ins Auto und ich kann nicht sagen, dass ich traurig darüber war die Gegend zu verlassen. Das hab ich selbst in Gelsenkirchen nicht gesehen. So viel Armut und Gewalt und keine Bildung und all das. Alles auf einem Haufen, weil die vom Staat bezahlten Häuser alle nebeneinander stehen. Keine Gegend um im Dunkeln durchzulaufen. Als wir Sophies Freund bei seinem Vater absetzten brach er in Tränen aus und Sophie ist ihm hinterher. Sie haben es nicht geschafft Frieden zu stiften und die beiden kamen mit zur Farm. Sue hat über ne halbe Stunde mit den beiden geredet und versucht sie zu beruhigen und so weiter. Es war wohl so, dass nen anderer Typ an Sophie interessiert war, als die beiden so halb zusammen waren oder auch nicht, wer weiß das schon, jedenfalls gefiel ihrem Freund das nicht. Es kostete ne ganze Menge Telefonanrufe und Nerven für Sue. Der Typ wollte nicht nach Hause zu seiner Mutter, also hat Sue jetzt was mit seinem Vater arrangiert. Kinners, ey!
Diese ganzen Kinder waren heute sehr nervenaufreibend. Ruby war auch nicht gerade gut gelaunt...

Am Wochenende fahr ich wieder nach Saundersfoot und grille mit Miriam und Helena (Samstag), und was wir Sonntag machen ist noch nicht ganz raus.

So, genug für heute. Morgen wird ausgeschlafen und NIX getan.

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