Mittwoch, 21. April 2010
Mein erster Schultag
Sue war so gut mich schon am Montag kurz zur Schule zu bringen, welches der erste Tag in diesem neuen „term“ ist. Ich lernte einen Großteil der Mitarbeiter kennen und Miss Teague (?) zeigte mir die Räumlichkeiten. Ich hab genau zwei Namen behalten: Nicola Teague, weil sie meine Mentorin ist, und Ruth, weil sie ebenfalls in Klasse 2 aushilft und sie mir die Unterkunft auf der Pennybridge Farm vermittelt hat.
Am Montag waren noch keine Schüler da, der ist dafür da, damit die Lehrer ihre terms planen und alles vorbereiten können.

Dienstag wusste ich also schon grob, wo der staff room, die Toiletten sowie das Klassenzimmer sind. Der staff room unterscheidet sich sehr vom deutschen Lehrerzimmer. In der Lamphey School stehen ein paar Sofas (ca. 15 Plätze), ein Tisch und vielleicht drei Stühle. Nebenan gibt es eine kleine Teeküche. Keiner hat seinen Platz oder irgendwelche Sachen dort rumliegen, die irgendwas mit Schule zu tun haben. Außer in der Küche, die hat einen Kühlschrank für Joghurts etc. und beherbergt Tassen für ne ganze Menge Tee oder auch Kaffee. Das alles ist notwendig, weil die Kinder hier bis 15:15 Uhr in der Schule bleiben. Sie fangen zwar erst um 9 Uhr an, aber trotzdem ist es ein langer Tag und es gibt eine große Pause fürs Lunch. Natürlich müssen auch die Mitarbeiter was essen können. Was wäre Britannien ohne Tee.

Irgendwie hab ich das Gefühl, dass alles ein bisschen zwischen Tür und Angel passierte, aber dennoch sehr viel Wert auf Disziplin und sauberes und konzentriertes Arbeiten gelegt wird.
Da sind einfach so viele Leute in der Klasse. Neben der Lehrerin gibt es mindestens 1 assistant, der (oder die: an der Lamphey School arbeiten nur zwei Männer) schwächere Kinder unterstützt, mit einer ganzen Gruppe rausgehen kann oder vorlesen lässt. Jedes Kind liest jeden Tag vor. Das fördert natürlich enorm die Lesekompetenzen, allerdings wird das Kind auch immer für ein paar Minuten aus dem eigentlichen Unterrichtsgeschehen rausgezogen. Mich persönlich würde das als Kind ja stören, wenn ich das Ende der Geschichte nicht mitkriegen würde und dann ne Aufgabe zu dem Buch bekommen würde, ohne, dass ich alles mitgekriegt habe. Aber die SchülerInnen schienen das zu kennen und ließen sich nicht stören.

Ich war heute hauptsächlich in der 2. Klasse bei Miss Teague. Das wird auch meine Basis sein. Diese Woche bin ich komplett bei ihr, nächste Woche gehe ich an einem Tag in Klasse 1 und an einem anderen Tag in die Nursery (3-4 Jahre) sowie Reception (4-5 Jahre). Freitags hab ich frei. Nur, wenn montags bank holiday ist (also ich montags frei habe) kann ich trotzdem freitags kommen. Wenn ich das richtig verstanden habe steht mir das frei. Diesen Freitag werd ich hingehen, alleine um die Abläufe und die Kinder besser kennen zu lernen. In der folgenden Woche ist am Donnerstag eine Stunde für mich eingeplant, an der ich unterrichten soll. Das wird ein Spaß...

Am besten war definitiv das interaktive Whiteboard. Was waren die alle überrascht, dass ich das nicht kenne. Als ich denen erzählte, dass wir noch Tafel und Kreide haben, waren sie sprachlos. Ich setzte noch einen drauf und sagte, dass in Deutschland ein Lehrer auf eine Klasse, also durchaus 25-30 Schüler, kommt. Die Schulleiterin hielt die Methode für veraltet.

Die Kinder waren sehr brav. Sie saßen alle gesammelt auf dem Boden und hörten und guckten der Lehrerin zu, die am Whiteboard oder am interaktiven Whiteboard arbeitete. Als nur ein Junge mit seinen Nachbarn tratschte wurde er schon so zur Sau gemacht, dass ich mich gar nicht mehr getraut hätte mich zu bewegen.
Eigentlich bin ich gar nicht soo schlecht im Namen merken, aber von den Kindern weiß ich keinen mehr. Es gibt zwei Sams und einen William, aber ich wüsste nicht welche Kinder so heißen.

Lehrer haben hier mehr und doch auch weniger zu tun. Erstmal haben sie so viel unterstützendes Personal, das für sie kopiert, Milch ausgibt, Blätter durchschneidet, mit einzelnen Gruppen raus geht, mit den Kindern liest, die Pausenaufsicht macht etc. Andererseits müssen sie wirklich jede Stunde planen, da kommen auch die geübten Lehrer nicht drumherum. Der Staat kontrolliert angeblich recht penibel, dass alle Pläne vorliegen. Somit gibt es einmal pro term für jedes Fach einen Plan, welche Fähigkeiten die Kinder am Ende erreicht haben sollen und durch welche Aktivitäten das unterstützt werden soll. Je nach Fach ist diese Planung ein bis drei Seiten lang. Es gibt Language, Literacy and Communication, Mathematical Development, Knowledge and Understanding of the World, Physical Development, Creative Development, Bilingualism, Religious Education und Personal and Social Development, Well Being and Cultural Diversity.
Dann gibt es noch den Plan für jeden Tag. Dort ist für jedes Fach eine detaillierte Planung aufgeschrieben, meistens beinhaltet sie die zu erreichenden Fähigkeiten sowie die Unterrichtsplanung bestehend aus drei Phasen (Einführung, Hauptaktivität, Schlussphase).

Unterrichtsfächer hier sind fast wie in Deutschland. Englisch, Walisisch und Mathe lernen die Kinder jeden Tag. Einmal pro Woche ist dann glaube ich Religion, Kunst und Musik und sowas wie Architektur (Planen und Nachbauen eines Spielplatzes), nur dass es nicht Architektur heißt sondern irgendwas mit design. Außerdem einmal pro Woche ist Erdkunde, Geschichte und Naturwissenschaften, jeweils Curriculum übergreifend. Das ist immer im Nachmittagsbereich und deckt meistens das Thema des ganzen terms. Das Thema dieses Sommerterms ist Lamphey School, da die Schule nun seit 100 Jahren existiert. Die Kinder lernten am Montag Lamphey und Pembroke zu unterscheiden und zu vergleichen, sollten Bilder malen und Unterschiede und Gemeinsamkeiten aufschreiben. Das gehörte zu Erdkunde.

Auf jedem Gruppentisch stehen nicht nur Bleistifte und Buntstifte (die Kinder haben kein eigenes Etui, alles was sie von zu Hause zur Schule mitbringen sind ihre Hausaufgaben (in dieser Altersklasse nur spelling) sowie ein Lunchpaket), sondern auch kleine Spielzeuge wie Kreisel, Sonnenbrillen etc., damit die Kinder ihre Feinmotorik daran schulen können und somit ihre Schrift besser (oder gar nicht erst schlecht) werden soll. Es gibt auch so kleine Aktivitäten wie Schlangenlinien in der Luft malen, damit die SchülerInnen die Bewegung erlernen und in ihre Schrift übertragen können.

Wie ihr seht war da soo viel neues. Und das ist längst nicht alles. Ich hoffe in den nächsten Tagen werde ich vertrauter mit der Situation, damit ich fit werde sie in zwei Wochen zu unterrichten.

Sorry für den langen Text, wenn irgendwas neu ist gibts immer so viel zu berichten. Das wird sich irgendwann geben. Ich zwing ja auch keinen zum Lesen ;)

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