Mittwoch, 21. April 2010
14:45 ab Paddigton
Vier Treppen? Lachhaft. Ich hab aufgehört zu zählen. Aber bei ungefähr einem drittel der von mir zu bewältigenden Treppen wurde mir von netten Briten geholfen :) Ein paar starke Männer haben sich tatsächlich erbarmt meinen schweren Koffer die Treppe hoch oder runter zu tragen. Wahrscheinlich haben sie es bereut als sie ihn in der Hand hielten, aber sie haben mir nen riesigen Gefallen damit getan. In Victoria (ich schleppte allein) kam mir ein anderer älterer Mann auf der Hälfte der Treppe entgegen und sagte „you're nearly there“. Zu dem Zeitpunkte glaubte ich das wirklich noch, aber es sollte nicht meine letzte Treppe bleiben. Ich konnte den Koffer plus Reisetasche später nicht einmal mehr mit einer Hand rollen und musste mehrere Pausen machen. Das Internet sagte von Russell Sq bis Victoria 13 Minuten. Ich hab über das Doppelte an Zeit gebraucht und trage nun drei blaue Flecken.



Letztendlich bin ich in Victoria angekommen und das ist, wo die Pannen begannen. An dieser Stelle ein großes Dankeschön an meinen Bruder für sein Bemühen.
Ich traute meinen Augen nicht wie lang die Schlange für Tickets war. Das Problem: Derselbe Schalter vom National Express (Bus) galt auch für Eurolines und somit für Reisende, die aus UK raus wollen. Sie standen am Samstag für Tickets ab Montag oder Dienstag an, früher waren alle Busse oder Züge ausgebucht. Mein Bus sollte dummerweise in einer Stunde abfahren. Ein deutsches Ehepaar am Anfang der Schlange sagte es warte schon 1 ½ Stunden und da waren immer noch ne ganze Menge Leute vor ihnen. Ich würde den Bus also verpassen wenn ich meine Zeit weiter in der Schlange vertrödeln würde. Ich weiß gar nicht, wieso die alle von der Insel weg wollen. Ist doch schön hier. Ein Ire machte Franzosen den Vorschlag nach Dover zu fahren und da zuzusehen, ob man nen Auto bekommt oder irgendwo mitfahren kann. Leider sind auch alle Fähren bis Anfang nächster Woche ausgebucht. Die haben schon ein Problem hier mit dem Wasser drumherum.
Ich wollte ja nun aber gar kein Wasser über- oder unterqueren. Ich wollte einfach nur nach Wales. Ich versuchte ein Ticket auf mein Handy zu bekommen, aber die Handynummer muss 11 Stellen haben (was nun mit Landesvorwahl nicht möglich ist wie ihr gerne nachzählen könnt). Der nächste Versuch war ein Ticket im Internetcafe auszudrucken, aber deren Drucker ging gerade nicht. Der Typ an der Kasse meinte ich soll die booking number aufschreiben. Aber ich konnte nicht buchen, irgendwas war mit der Kreditkarte. Für Details war mein Bruder zuständig. Inzwischen war es eh 12 Uhr geworden, der Bus fuhr ohne mich ab.

Ich stieg um auf Zug. Ich lief den ganzen Weg zurück (mit mehreren Pausen) und kaufte ein Ticket ab Paddington bis nach Pembroke mit umsteigen in Swansea. Der Spaß kostete mal eben 15€ mehr als der Bus. Ich hatte aber noch über zwei Stunden um nach Paddington zu kommen. Noch dazu musste ich meine Oyster Card aufladen, um mit der Underground fahren zu können. Eigentlich müsste man nach Paddington nur in die Circle Line einsteigen, mehr nicht. Ging aber nicht, Bauarbeiten. Die Circle Line fuhr dieses Wochenende nicht. Ich bin also in die andere Richtung gefahren und musste dann nochmal umsteigen, bevor ich endlich in Paddington war. Da hatte ich nur noch ne dreiviertel Stunde Zeit. Wie schnell die Zeit verging. Um 10:30 Uhr bin ich vom Hostel weg, danach bin ich nur noch herum gerannt und hab ne Möglichkeit gesucht nach Pembroke zu kommen.

Im Zug nach Swansea dann wieder dieses Tunnel-Ding: In England (Bristol) rein ins Dunkel und wenn man rauskommt ist man in Wales. Da steht dann plötzlich alles in zwei Sprachen auf den Schildern. Eine davon ist unaussprechbar.

In Swansea traute ich meinen Augen nicht, was da für ein Zug auf mich wartete. Das war noch primitiver als die alte S9. Aber die Strecke war herrlich, wir fuhren direkt am Meer entlang! Nur 1m unter uns war ganz viel Watt und Wasser. Nach 2 ½ Stunden erreichte ich endlich Pembroke. Sue und Eric waren zum Essen weg, so dass mich der Typ abholte, der auf den behinderten Sohn aufpasst. Er brachte mich in mein Zimmer. Ach, Zimmer, was sag ich da, Haus trifft es besser. Es war inzwischen 21 Uhr und irgendwas klappte mit dem Licht nicht. Aber man konnte noch so viel erkennen, dass das Zimmer riesig ist und ein eigenes Bad hat. Total geil. Ich bin alleine in den Haus, mein Reich ist oben, aber unten soll ein kleines Appartement rein, nur ist das noch nicht fertig ausgebaut. Meine Dusche funktioniert auch noch nicht, aber ich kann im swimming pool-Haus duschen gehen.



Ich wartete mit dem behinderten Sohn und seinem Betreuer vor dem Kamin, guckten The Prisoner und James Bond (Die Another Day) und unterhielten uns über Musik, Bildung, Kriminalität, Leben auf dem Land und in der Stadt u.a.
Als die beiden Hausherren kamen kriegte Eric, Sues Mann, das mit dem Licht in meinem Haus hin und so konnte ich auch was sehen. Erste Sahne sind vorallem der breakfast maker und der künstliche Kamin, der zugleich als Heizung fungieren kann.

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